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„Darüber zu sprechen, ist unmöglich, darüber zu schweigen, verboten“ Ellie Wiesel (1928 – 2016)

Jüdinnen und Juden, Sinti*zze und Rom*nja, Menschen mit Behinderung, queere Menschen, politisch Andersdenkende sowie Männer und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Zwangsarbeiter*innen: Millionen Menschen wurden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet. Am heutigen Tag gedenken wir ihrer und halten ihr Andenken in Ehre. Auch wenn die Zeitzeug*innen immer weniger werden, müssen wir das Gedenken aufrechterhalten und aktiv Erinnerungsarbeit leisten. Nur so können wir wirksam gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass kämpfen.

Der 27. Januar ist weltweit Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldat*innen befreit. Auschwitz, wo mehr als eine Million Menschen zwischen März 1942 und November 1944 ermordet wurden, ist Symbol für die Shoa (die systematische Ermordung von sechs Millionen europäischen Jüdinnen*Juden) sowie die Schrecken und grauenhaften Verbrechen des Nationalsozialismus. In diesem Jahr wird außerdem Dank des jahrelangen Kampfes durch Betroffene, das erste Mal queeren Opfern des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag gedacht.

Dabei müssen wir aber auch kritisch betrachten, dass deutsche Erinnerungskultur häufig sehr performativ und selbstdarstellend ist. Ziel unseres kollektiven Gedächtnisses muss sein, selbstkritisch in die Geschichte zu blicken und die Verbrechen des Naziregimes aufzuarbeiten. Wir müssen uns kritisch – wie es Max Czollek sagt – mit dem deutschen Versöhnungstheater befassen. Wir müssen die Kontinuitäten und Nachwirkungen des Nationalsozialismus und der Shoa immer wieder hervorheben, kritisieren und bekämpfen. Deswegen ist es auch wichtig, die Geschichten von Überlebenden der Shoa mit den Perspektiven der Überlebenden von neonazistischer Gewalt zu verbinden. Wir müssen unsere Erinnerungskultur als antifaschistischen Kampf verstehen und nicht als rituelles Geschehen mit performativen Gesten. Der Kampf, dass Auschwitz nie wieder sein darf, muss Ziel unseres kollektiven Erinnerns sein.

Bild: Bundesarchiv, B 285 Bild-04413 / Stanislaw Mucha / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv B 285 Bild-04413, KZ Auschwitz, Einfahrt, CC BY-SA 3.0 DE