In einer Baracke in der Rembrandtstraße trafen sich Holsterhauser Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten nach dem Ende des schrecklichsten aller Kriege und der schrecklichsten aller Diktaturen, um ein neues, demokratisches Deutschland und ihre geliebte Partei, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, aufzubauen. Im November 1945 fand die erste, noch illegale Unterbezirkskonferenz der SPD, an der auch Holsterhauser Sozialdemokraten teilnahmen, statt. Im Frühjahr 1946 ließen die britischen Besatzungsbehörden politische Parteien zu. Die Wiedergründung des Ortsvereins Holsterhausen fand dann legal und offiziell im Haus Kallenberg – heute Hotel Margarethenhöhe – am 10. März 1946 gemeinsam mit den Ortsvereinen Haarzopf und Margarethenhöhe statt.
Mit diesem Artikel zum 75. Jahrestag der Wiedergründung unseres Ortsvereins wollen wir an sozialdemokratische Persönlichkeiten, die das Bild Holsterhausens stark prägten, erinnern. Wir wollen aber auch auf politische Entscheidungen des Ortsvereins aufmerksam machen, die noch heute zum Stadtteilbild gehören. Dabei kann es sich nur um eine Auswahl handeln, weil seit 75 Jahren die Mitglieder unserer SPD Holsterhausen viel für den Stadtteil getan haben – und in Zukunft tun werden. Es folgen weitere Artikel über das Wirken der SPD in Holsterhausen im Laufe der Zeit von 1946 bis heute.
1945 – 1956: Vom Aufbau bis zur absoluten Mehrheit in Essen

Die Stadt Essen wie andere Städte des Ruhrgebiets hatte besonders unter den Bombenangriffen der Alliierten zu leiden. Als „Waffenschmiede des Reichs“
mit den Krupp-Werken wurden bis zu 90% der Gebäude zerstört. Vor allem waren die Wohnhäuser betroffen, so dass nach dem Krieg eine große Wohnungsnot herrschte. Auch die Versorgung mit Dingen des alltäglichen Bedarfs der Bevölkerung war katastrophal. Der Krieg und 12 Jahre nationalsozialistische Diktatur hatten ihre Spuren hinterlassen. Überlebende Genossinnen und Genossen fanden nach der Befreiung durch die Amerikaner in Holsterhausen zusammen, um den Ortsverein wieder aufzubauen. Doch die politische Betätigung war zu dieser Zeit durch die britische Besatzungsmacht noch untersagt. Trotzdem fanden die ersten Versammlungen in einer Baracke in der Rembrandtstraße statt. Im Vordergrund standen die alltäglichen Nöte, aber auch Schulungen, Funktionärs- und Frauenversammlungen. Gegenseitige Hilfe unter den Genossinnen und Genossen war ebenso gefragt wie die Linderung der Not der Menschen im Stadtteil.


Das Holsterhausen der Nachkriegszeit war sehr stark von der CDU und der katholischen Kirche mit ihren engen Netzwerken beherrscht. Dagegen waren die Strukturen der SPD in der Nazizeit in Deutschland zerschlagen worden, viele Mitglieder lebten in ständiger Angst. Die Parteimitglieder aus der Weimarer Zeit waren meist älter als der Bevölkerungsdurchschnitt. Außerdem machten es sich die Sozialdemokrat*innen nicht leicht mit der Aufnahme ehemaliger Nazis in die Partei in der Nachkriegszeit. Jungen Menschen gegenüber gab es Vorbehalte, weil sie zwischen 1933 und 1945 nicht die Möglichkeit hatten, sich frei zu bilden und zu diskutieren. Trotz dieser Startschwierigkeiten entwickelte sich der Holsterhauser SPD-Ortsverein zu einer wahlkampfstarken Organisation und 1952 wählten Holsterhauser*innen im Norden des Stadtteils Friedrich „Fritz“ Kinnigkeit zum Ratsherrn.


Nach dem Gewinn der absoluten Mehrheit im Rat der Stadt begannen die Essener Sozialdemokrat*innen in den kommenden vier Jahrzehnten die Stadt Essen als soziale Großstadt mit mehr und besseren Wohnraum, mit einer größeren und verbesserten Infrastruktur in der Bildung, mit einem modernen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), mit dem Neubau von Frei- und Hallenbädern und der Begrünung des Essener Nordens. Von dieser Politik hat auch der Essener Westen mit Holsterhausen profitiert. Dazu mehr im nächsten Artikel.